Die Arbeit im Callcenter gehört zu den wohl anstrengendsten Arbeitsplätzen – das sagen Studien und Erfahrungen derer, die dort arbeiten. Beständiges Telefonklingeln zu allen Seiten, nicht selten eher genervte Kunden am Telefon und trotzdem die Pflicht zur Freundlichkeit – nicht umsonst ist die Zahl der kranken und sogar depressiven Mitarbeiter von Callcentern so enorm hoch. Nicht zuletzt aus diesem Grund steht die Sonntagsarbeit in Callcentern auf dem Prüfstand.

Über das eher schlechte Image der Callcenter-Branche wundert sich daher kaum noch jemand. Die Ergebnisse des aktuellen DGB-Index „Gute Arbeit“ sprechen Bände: die tägliche Arbeitshetze gehört für mehr als 80 Prozent aller Callcenter-Angestellten schlichtweg zum Job. Etwa 65 Prozent der Angestellten, die für diese Studie befragt wurden, kümmern sich außerdem um zu viel Projekte gleichzeitig.

 

Diese Zustände werden zum teil mit zu eng kalkulierter Personalbemessung, jedoch auch zu über 60 Prozent mit schlechter Planung begründet. Die Techniker Krankenkasse findet dazu ebenfalls klare Zahlen: Laut Depressionsatlas ist für einen Großteil der Krankheitstage in dieser Branche psychische Belastung verantwortlich.

 

Der Callcenter-Markt wächst beständig. Seit dem November 2014 kämpft die Branche jedoch mit einer maßgeblichen Veränderung: Das Bundesverwaltungsgericht beschloss auf eine Klage von Verdi und zweier evangelischer Gemeindeverbände hin, dass die Sonntagsarbeit sowohl für Videotheken als auch für Bibliotheken und Callcenter verboten wurde.

 

 

Während Unternehmen aufschrien beschloss das Gericht, dass die Sonntagsarbeit in dieser Branche keine Notwendigkeit erfüllt. Um die Sonntagsarbeit wird jedoch zwischen Gewerkschaft und Call Center Verband noch immer gestritten, da Unternehmen den Verlust von Arbeitsplätzen ebenso fürchten wie das Abwandern von Aufträgen ins Ausland.

Eine deutschlandweite Erlaubnis für die Callcenter-Arbeit am Sonntag wird aktuell von der Bundesregierung geprüft. Sonntage stehen in Deutschland unter besonderem Schutz. Ausnahmen gibt es durchaus, ob die Callcenter-Arbeit jedoch dazu zählt, bleibt abzuwarten. Diese Ausnahmen und damit einhergehende Sonderregelungen sind im Arbeitszeitgesetz unter Paragraf 10 zusammengefasst.

21 Millionen Euro jährlicher Umsatz wird durch die Callcenter generiert. Ein Viertel dieses Umsatzes wird an Sonntagen erwirtschaftet. Aus diesem Grunde konzentriert sich der Call Center Verband darauf, diese Branche aus dem Verbotskatalog streichen zu lassen. Auch die Enttäuschung der Kunden bleibt abzuwarten, sollte die Sonntagssperre deutschlandweit gelten. Diese seien laut dem Call Center Verband daran gewöhnt, auch an Sonntagen Hilfe zu erhalten.

Immerhin bringt der Mindestlohn für die Angestellten einen Stundenlohn von mindestens 8,50 Euro. Trotzdem sehen die Zuständigen auch hier Probleme: Mit Abschaffung der Sonntagsarbeit entgehen Callcenter-Angestellten große Teile ihrer Zulagen. Der Mindestlohn muss zwingend noch weiter erhöht werden, um auch in dieser Hochzeit der Callcenter ein guter Arbeitgeber sein zu können.

Die Sonntagsarbeit wird sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern mit schlagkräftigen Argumenten kommentiert, was die endgültige Entscheidung, ob die Branche aus dem Verbotskatalog gestrichen werden kann und unter welchen Umständen dies geschehen kann, zu einer schwierigen Wahl macht.

 

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